Kombinierter Verkehr als Begriff für moderne intermodale Logistik bringt manche Kunden in einer Dilemma. Die Debatte über den kombinierten Verkehr zwischen Straße und Schiene hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Die Idee, verschiedene Verkehrsträger zu kombinieren, um Effizienz und Nachhaltigkeit zu fördern, klingt auf den ersten Blick vielversprechend. Doch bei genauerem Hinsehen werden die Schwächen und Herausforderungen dieses Ansatzes immer deutlicher. Zwischen den hochtrabenden Visionen und der realen Umsetzung klafft oft eine schmerzhafte Lücke, die es zu überbrücken gilt.
Kombinierter Verkehr und ihre Kunden
Der kombinierte Verkehr, der die Straße und die Schiene miteinander verknüpft, wird als Lösung für Verkehrsüberlastung und Umweltauswirkungen präsentiert. Unternehmen verschiedenster Branchen haben begonnen, diesen Ansatz zu nutzen, um ihre Waren zu transportieren. Von der Automobilindustrie bis hin zur Lebensmittelbranche haben sich Unternehmen dem kombinierten Verkehr angeschlossen, in der Hoffnung, Kosten zu senken und ökologische Fußabdrücke zu reduzieren. Nicht selten herrscht noch in der Industrie eine negative Wahrnehmung. Kombinierter Verkehr gilt als langsam, kompliziert und teuer, mindestens in der Kurzstrecke von bis zu 300km.
Ist der Staat an maroden Infrastruktur schuld?
Hängt dies mit dem Staatsmonopol auf das Schienennetz und Autobahnnetz? Überall gibt es Baustellen, die in der Regel über Budget und über Zeit abgewickelt werden. Wenn der Staat keine 100% Leistung was die Infrastruktur erbringt, warum sollen die Bürger 100% Steuern entrichten? Hat der Staat Beispielsweise die Infrastruktur auf 80% so soll der Steuerzahler nicht 100% sondern 80% an Steuern (Maut) bezahlen. Wenn ein Handwerker statt 100% nur 80% leistet, dann erlischt der Anspruch auf eine vollständige Bezahlung. In solchem Umfeld, ohne Anreize sollen wir uns alle nicht wundern, warum seit Jahrzehnten die Infrastruktur zu den schlechtesten Europas gehört. Die marode A1-Brücke bei Leverkusen ist ein gutes Beispiel, warum Deutschlands Regierung unfähig ist, Transportprobleme zu lösen. Es interessiert offensichtlich niemanden, wenn LKWs 80km an extra Entfernung verursachen. Kurz gesagt, es ist auch egal welche politische Option in Berlin gerade regiert, die Transportprobleme bleiben ungelöst. Was die Kompetenz der Regierung angeht, gibt es auch wirksame Seiten: Erhöhung der Steuerlasten (Mauterhöhung Ende 2023) und Aufbau von Bürokratie (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz).
Die Kehrseite der Medaille: Auswirkungen und Herausforderungen
Jedoch wird oft übersehen, dass der kombinierte Verkehr nicht immer die erwarteten Vorteile bringt. Ein Hauptproblem ist die sogenannte „letzte Meile“, also der Transport der Waren vom Terminal zum endgültigen Bestimmungsort. Oft sind zusätzliche Lkw-Fahrten notwendig, um die Waren von den Terminals zu den Geschäften oder Lagern zu bringen. Dies verringert die Einsparungen und den ökologischen Nutzen des kombinierten Verkehrs erheblich.
Die Infrastruktur stellt ebenfalls eine enorme Herausforderung dar. Die Schienen- und Straßennetze müssen nahtlos miteinander verbunden sein, um reibungslosen Transport zu gewährleisten. In vielen Fällen sind jedoch Investitionen in die Verbesserung dieser Verbindungen notwendig, was Zeit und Geld erfordert. Die Realität zeigt, dass nicht alle Regionen über die notwendige Infrastruktur verfügen, um den kombinierten Verkehr effizient umzusetzen.
Hochtrabende Pläne, begrenzte Umsetzung
Trotz der ambitionierten Pläne und Versprechungen bleibt der kombinierte Verkehr oft hinter den Erwartungen zurück. Die ehrgeizigen Ziele für die Reduzierung von CO2-Emissionen und die Entlastung der Straßenverkehrssysteme werden nur selten erreicht. Ein Grund dafür ist der Mangel an Anreizen und Regulierungen, die die Nutzung des kombinierten Verkehrs fördern würden. Solange der Straßentransport wirtschaftlich attraktiver und bequemer bleibt, werden viele Unternehmen weiterhin auf herkömmliche Transportmethoden setzen.
Einsparpotenziale und Schattenseiten
Natürlich gibt es potenzielle Vorteile des kombinierten Verkehrs, wie die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Entlastung der Straßen. Doch diese Vorteile werden oft von den Schwächen überlagert. Ein entscheidender Faktor ist die Zeit. Der kombinierte Verkehr erfordert oft längere Transportzeiten im Vergleich zum Direkttransport per Lkw. Für Unternehmen, die auf schnelle Lieferungen angewiesen sind, ist dies ein erheblicher Nachteil.
Zudem müssen Unternehmen, die den kombinierten Verkehr nutzen möchten, oft hohe Investitionen in spezielle Container und Ausrüstungen tätigen. Diese zusätzlichen Kosten können die potenziellen Einsparungen durch den kombinierten Verkehr zunichte machen. Für viele kleinere Unternehmen ist dies schlichtweg nicht leistbar.
Kombinierter Verkehr in Deutschland: Mehr Nachteile als Vorteile?
Besonders in Deutschland, das als Vorreiter für umweltfreundlichen Verkehr gilt, hat der kombinierte Verkehr nicht immer die gewünschten Ergebnisse geliefert. Die Abhängigkeit von der Automobilindustrie und das Fehlen einer effektiven Regulierung haben dazu geführt, dass der Straßentransport immer noch dominiert. Die Diskrepanz zwischen den politischen Zielen und der tatsächlichen Umsetzung ist offensichtlich.
In Deutschland sind die Autobahnen nach wie vor stark frequentiert, und der Lkw-Verkehr hat nur geringfügig abgenommen. Dies wirft die Frage auf, ob die Bemühungen um den kombinierten Verkehr ausreichen, um die Verkehrsprobleme des Landes zu lösen. Wenn die Straßeninfrastruktur nicht verbessert wird und die Anreize für den kombinierten Verkehr nicht verstärkt werden, könnten die Nachteile dieses Ansatzes überwiegen.
Kombinierter Verkehr braucht Balance
Der kombinierte Verkehr zwischen Straße und Schiene ist zweifellos eine interessante Idee mit dem Potenzial, den Verkehrssektor nachhaltiger zu gestalten. Doch die Realität zeigt, dass die Umsetzung mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist. Die „letzte Meile“, Infrastrukturprobleme, zusätzliche Kosten und die Bequemlichkeit des Straßentransports sind nur einige der Hürden, die überwunden werden müssen.
Um den kombinierten Verkehr effektiv zu fördern, sind eine klare Regulierung, Anreize für Unternehmen und Investitionen in die Infrastruktur erforderlich. Deutschland und andere Länder müssen ihre Bemühungen verstärken, um die Versprechen dieses Ansatzes zu realisieren. Es gilt, die Balance zwischen Visionen einer nachhaltigen Zukunft und den realen Herausforderungen des Transportwesens zu finden.
Vision für die Zukunft: Kombinierter Verkehr
Selbst die Regierung gab in eigenem Masterplan Schienenverkehr zu, es müsse eine pünktlichere und zuverlässige Bahn geben. Wenn die Passagiere sich auf die unflexible und teure Bahn nicht verlassen können, wie sollen Unternehmen, die viel mehr zu verlieren haben, dies tun? Wäre ich Broker, würde ich grundsätzlich mein Geld auf den LKW statt den Zug wetten. Hat das Nachbarland Schweiz die perfekte Lösung? Fast 40% aller Güter wurden dort als Kombinierter Verkehr in 2021 transportiert. In Deutschland dagegen schreibt die SGKV eV gibt es ca. 2% im selben Berichtsjahr. Können deutsche Startups wie Modility als ein Online-Marktplatz für intermodale Transporte oder Helrom mit dem Trailer Wagen für die flächendeckende Verladung ohne Terminals, mehr Kunden für den Kombinierter Verkehr beisteuern?
Kennen Sie weitere Beispiele für oder dagegen, wenn es um den kombinierten Verkehr geht? Wir freuen uns auf Ihre Meinung, wenn Sie Anbieter oder Kunde im Bereich Intermodale Transporte sind.
Ich bin Herausgeber von LogistikNachrichten.de , Gazetalogistyka.pl und PalettenReport.de