Alles hat eine Lebensdauer, auch die Lagerlogistik, heute oft Intralogistik genannt. Während Stahl und Eisen eher weniger unter der fortschreitenden Zeit leiden, müssen die aktuellen Prozesse verbunden mit den Steuerungssystemen und damit die Gesamtlösung auf den Retrofit-Prüfstand.
Was früher im Lager noch Zeit brauchte, muss heute im Zeitalter des eCommerce schnellstmöglich auf den LKW. Hier gibt es nun 2 Ansätze, zum einen der kostspielige Neubau oder die Modernisierung einer bestehenden Anlage. Diese Modernisierung nennt man in der Lagerlogistik ein Retrofit, d.h. aus Alt macht Neu. Das kann ebenfalls einhergehen mit einer Erweiterung der Intralogistik, bedeutet aber in den meisten Fällen das Aufsetzen eines komplett neuen Projektes, um die Lagerlogistik wieder auf einen zukunftssicheren Stand zu bringen. Wirtschaftlich sehr interessant, da die Kosten hierbei nur bei einem Bruchteil einer neuen Lagerplanung und Neubau liegen.
Die ersten (voll-)automatischen Logistikzentren sind nunmehr fast 50 Jahre alt. Anfang der 70er Jahre nach der Erfindung des Mikroprozessors wurden die ersten Systeme der Lagerlogistik gebaut. Über die Jahrzehnte wurden immer wieder Weiterentwicklungen an Motoren und Sensorik, aber auch an den Steuerungskomponenten durchgeführt. Frei dem Motto „Never touch a running system“ blieb die lebenswichtige IT bis auf kleinere Anpassungen meist unangetastet, zum einen aus Kostengründen, zum anderen aber auch durch massiv angepasste Prozesse, die meist „festverdrahtet“ zu einer Unfähigkeit eines Updates führte.
IT Systeme, damals noch in Fortran oder Cobol, dann C++ geschrieben wurden, sind schon lange nicht mehr „State of the Art“ und werden heute durch JAVA oder auch SAP basierte Softwaresysteme im Rahmen der Retrofits ersetzt. Gerade Letztere werden speziell bei Unternehmen integriert, die in ihrer eigenen IT-Strategie eine durchgängige Software-Philosophie einsetzen wollen.
Welche Überlegungen sind nun für ein Unternehmen wichtig, um die vorhandene Lagerlogistik zu modernisieren? Hier kann eine Auswahl von Kriterien helfen:
- Erfülle ich mit meinen älteren Prozessen noch meine heutigen Anforderungen?
- Reicht mir der Durchsatz meiner Intralogistik noch?
- Ist meine Lagersoftware noch „State of the Art?“
- Bekomme ich noch Ersatzteile für meine Lagerlogistik?
Sofern Sie nur eine der o.g. Fragen verneinen müssen, sollten dringend weitere Überlegungen folgen. Unabhängig davon kann es ebenfalls interessant sein, ehemalige manuelle oder Stapler-bediente Strecken durch fahrerlose oder autonome Transportsysteme zu ersetzen. Hier kann eine umfassende Beratung durch einen Lagerlogistik-Experten helfen, der dann auch im weiteren Verlauf das Retrofit-Projekt führen kann.
Während bei einem Neubau erst mit der Abnahme der Lagerlogistik mit dem Echtbetrieb begonnen wird, kann es sich kaum eine Firma während dem Intralogistik-Retrofit erlauben, ein produktionsnahes oder versandorientiertes Lager für mehrere Tage (oder Wochen) stillzulegen. Gerade hier ist eine umfassende Vorbereitung sowie ein intensives und umfassendes Projektmanagement erforderlich.
Zusammengefasst ist ein Retrofit wie ein normales Lagerlogistik-Projekt aufzusetzen, was in seiner Komplexität nicht unterschätzt werden darf. Am Ende steht jedoch die erfolgreiche Ausrichtung in die Zukunft mit einer angepassten und modernisierten Intralogistik.
Ich bin Herausgeber von LogistikNachrichten.de , Gazetalogistyka.pl und PalettenReport.de