Im Markt für Paletten ist die Holzpalette nicht wegzudenken und stellt nach wie vor den Standard als Ladungsträger dar. Aber die Kunststoffpaletten sind stark im Kommen: auch wenn der Anteil am Gesamtmarkt heute bei etwa 4% liegt, so prognostizieren viele Experten, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren auf 10% anwachsen wird.
Doch was sind die Gründe dafür, denn der oftmals deutliche Preisunterschied zwischen Holz und Kunststoff bleibt auch weiterhin sichtbar, denn nicht nur Holz ist aktuell dramatisch teuer geworden, sondern auch die Rohstoffe PP und PE, welche meistens für Kunststoffpaletten verwendet werden.
Zum Einen lassen sich Mehrweg-Kunststoffpaletten mittels RFID bestens in Industrie 4.0-Prozesse einbinden. Sie sind wesentlich maßgenauer, weil form- und gewichtsstabiler als Holzpaletten. Damit ist der Einsatz von Kunststoffpaletten längst nicht nur auf Lebensmittelbereiche beschränkt, wo es um regelmäßig Reinigungen und damit Hygieneeinhaltungen geht, sondern in allen Industriebereichen, wo eine störungsfreie Automationsfähigkeit benötigt wird.
H1 Paletten sind tauschfähig
Zum Anderen hat sich die H1-Palette, ursprünglich 1993 als Standard für die Fleischindustrie und deren Fleischkisten konzipiert, längst als ein allgemeiner Standard etabliert. Sie kann ähnlich wie bei Holzpaletten in einem offenem Pool mit bestimmten Spediteuren getauscht werden. Das vereinfacht einerseits das Leerguthandling, birgt auf der anderen Seite aber die gleichen Risiken, die es in jedem offenem Pool gibt (Diebstahl, Fälschungen, mangelnde Verantwortlichkeiten). Aber wenigstens kennen die Kunststoffpaletten nicht die unsäglichen und zu subjektiv unterschiedlichen Qualitätsstufen von A, B, C und Speditionsqualität. Sondern es gibt nur Neu oder Gebraucht, da es bei den Gebrauchten keine Alters- oder Benutzungsbedingten Verfärbungen gibt.
Die Anschaffung von hochwertigen Kunststoffpaletten wurde in der Vergangenheit oftmals auf Grund der hohen Anfangsinvestitionen vermieden, obwohl die Wirtschaftlichkeit gegenüber Holzpaletten oftmals nach wenigen Umläufen bereits erreicht wurde. Die Schadensquote liegt bei Kunststoffpaletten deutlich niedriger als bei Holzpaletten, was eine längere Nutzungsdauer ermöglicht. Aber selbst wenn eine Palette beschädigt ist – meist als Folge eines Handlingsfehlers – dann sind viele Schadensbilder meistens reparabel. Löcher und Risse, die ein Kontaminations- oder Verletzungsrisko darstellen könnten, können per Extruderschweißtechnik wieder verschlossen werden. Eine solche Reparatur kostet nur einen Bruchteil der Wiederbeschaffung hochwertiger Mehrwegladungsträger. Zudem ist die Reparatur keine Investition, somit nicht ‚genehmigungspflichtig‘, sondern fällt unter die Rubrik Wartung/Instandhaltung. Damit Verunreinigungen sich nicht in die Kunststoffgitterstruktur eindringen (migrieren) können, ist die regelmäßige Reinigung nicht nur aus hygienischen Gründen sinnvoll. In Tunnelwaschanlagen wird mittels Wasserdruck der Oberflächenschmutz abgespült. Somit gewährleisten Reparatur und Reinigung eine längere Nutzungsdauer der Mehrwegladungsträger und stellen somit einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit dar.
Palettenpooling mit Kunststoffpaletten
Inzwischen gibt es auch eine Vielzahl an Poolingunternehmen, die die Investition in höherwertige Kunststoffpaletten übernehmen. Sie stellen dem Verbraucher die Paletten bedarfsgerecht auf Mietbasis zur Verfügung. Und sich um alle Themen von Lademittelverwaltung, Rückführung, Bestandsführung, Sortierung & Reinigung kümmern.
Neben den Mehrweg-Kunststoffpaletten hat sich auch ein nicht unerheblicher Trend zu Kunststoff-Einweg bzw. Exportpaletten entwickelt. Diese Paletten sind meist leichter und aus Recycling-Kunststoffen hergestellt. Durch geringeres Gewicht und Verwendung von Recyclingmaterial sind diese Paletten nicht nur preiswerter als Mehrweg-Kunststoffpaletten, sondern oftmals auch als ISPM15-behandelte, nachweispflichtige Holzpaletten. Dabei können diese Paletten im Empfangsland durchaus weiter verwendet werden, so dass der Begriff Exportpalette zutreffender ist als Einwegpalette. Der bewußte Einsatz von Recycling-Kunststoffen ist dabei ebenso ein Beitrag zur Nachhaltigkeit beim Umgang mit Ressourcen. Schon seit 2011 hat WASTO-PAC GmbH erkannt, dass der wachsende Trend zu Kunststoffpaletten weiter anhält und sich daraus benötigte Dienstleistungen ergeben. Am Standort in Erftstadt werden Kunststoffpaletten und -Kleinbehälter maschinell nach HACCP-Vorgaben gereinigt und defekte Paletten repariert. Diesen Dienst machen sich Paletteneigentümer aus Industrie, Handel und Pooling zu nutze. Ergänzt wird der Service um die bedarfsgerechte Beratung, Beschaffung und Verkauf von Kunststoffpaletten.
Ich bin Herausgeber von LogistikNachrichten.de , Gazetalogistyka.pl und PalettenReport.de